Bestandteile der deutschen Gaspreise

Die Preise für einen Kubikmeter (m³) oder eine Kilowattstunde (kWh) Gas bestehen aus mehreren Komponenten. Wie sie sich entwickeln, hängt in erster Linie vom Erdgaspreis an den Rohstoffmärkten ab.

Entwicklung der Gaspreise seit 2010

Der Gaspreis ist schon seit mehreren Jahren relativ niedrig und steigt in Deutschland seit 2010 auch nicht mehr automatisch im Gleichklang mit dem Ölpreis. Bis zu diesem Zeitpunkt galt die sogenannte Ölpreisbindung, also eine Koppelung des Gaspreises an den Ölpreis, die sich in den späten 1970er Jahren aus ökonomischen Gründen etabliert hatte, die aber technisch kaum zu begründen war.

Daher kippte sie der BGH für Deutschland im Jahr 2010 in seinem Urteil Az. VIII ZR 178/08. Seither dürfen Lieferanten in den Verträgen nicht mehr den Gaspreis per Klausel an den Ölpreis binden, solche Klauseln wären nach § 307 BGB unwirksam.

Es entstand daraufhin ein verstärkter Wettbewerb unter den Gasanbietern, der wiederum zu hohen Einsparpotenzialen für die Konsumenten führte. Diese sollten allerdings verstehen, wie sich der Gaspreis konkret in Deutschland zusammensetzt.

Komponenten des Gaspreises

Es gibt drei übergeordnete Komponenten des Gaspreises, die sich ihrerseits aus Einzelkomponenten zusammensetzen, wie wir das auch vom Strompreis kennen. Diese übergeordneten Komponenten sind:

  • Produktion inklusive Gasimport und Vertrieb
  • Steuern und Abgaben
  • Netznutzungsgebühren

Schauen wir uns diese Komponenten im Detail an.

Produktion/Import und Vertrieb

Die Produktion und der Import werden in einem Atemzug genannt, weil Deutschland kaum über eigene Gasvorkommen verfügt, mithin das meiste Gas importiert. Die Kosten hierfür, welche die Förder- und Produktionskosten am Ausgangsort beinhalten, machen den größten Posten im Gaspreis aus. Dieser Kostenanteil ändert sich je nach Einkauf der Gasversorger.

Sie können das Erdgas von verschiedenen ausländischen Lieferanten beziehen, so aus Skandinavien (Norwegen: 26 %) oder Russland (37 %). Rund 50 % des Gasbruttopreises entfallen auf diesen Posten. Neben den Produktions- und Importkosten entstehen auch Vertriebskosten im Inland für die technische Durchleitung des Gases, dessen Vermarktung und die Verwaltung.

Netznutzungsgebühren

Bei der Nutzung der Gasnetze entstehen nicht nur Kosten für die Technik, sondern auch Netznutzungsgebühren oder -entgelte. Sie betreffen Gebühren an die Besitzer der Gasleitungen im Inland (die Grundversorger) und Nutzungsentgelte für transnationale Netze.

Letztere machen rund 4 % der Kosten aus, im Inland liegt der Kostenanteil mit 18 % deutlich höher. Das liegt daran, dass die Gasverteilung auf einzelne Gemeinden, Wohnsiedlungen und Haushalte technisch aufwendiger ist, während die transnationalen Netze aus einfachen langen Leitungen bestehen, deren Kosten sich die Anrainer teilen.

Der Gesamtanteil der Netznutzungskosten beläuft sich mithin auf derzeit (2020) etwa 22 % des Gesamtgaspreises.

Abgaben, Steuern und Umlagen

Rund 30 % des Gaspreises entfallen auf diesen Kostenanteil. Darin enthalten sind:

  • Mehrwertsteuer
  • Erdgassteuer
  • Förderabgaben
  • Konzessionsabgaben

Die Konzessionsabgaben gehen wie beim Strom an die Gemeinden, die ihre Flächen für Gasleitungen zur Verfügung stellen.

Wie gestalten die Gasanbieter ihre Preise?

Die Preisgestaltung hängt stark von den 50 % der Förder- und Importkosten ab. Die Energieanbieter sind wegen der Abhängigkeit vom Import an die Preisgestaltung der ausländischen Erdgasförderer gebunden. Diese Preisgestaltung hängt von technischen, klimatischen und teilweise auch politischen Bedingungen ab.

Letzteres zeigt die aktuelle Diskussion um die Gasleitung Nord Stream 2 von Russland nach Mitteleuropa, die den USA ein Dorn im Auge ist. Seit Ende 2019 hat die US-Regierung nun Sanktionen gegen am Bau beteiligte Firmen verhängt oder angedroht, einige Unternehmen haben sich daraufhin aus dem Projekt zurückgezogen.

Das wird den Bau der Gasleitung nicht stoppen, weil andere Firmen einspringen, doch es wird ihn teurer machen – mit Folgen für unseren einheimischen Gaspreis. Eine konkrete Folgekostenabschätzung gibt es aber mit Stand Januar 2020 noch nicht, die Kostensteigerung wegen der Sanktionen ist noch nicht genau bekannt.

Das Beispiel zeigt jedoch, welchen Einflüssen der Gaspreis unterliegen kann. Die Gasanbieter haben aus solchen Gründen eher wenig Spielraum bei der Gestaltung der Gaspreise. Auch auf Netzentgelte, Steuern und Abgaben haben sie keinen Einfluss.

Welche Rolle spielt der Wettbewerb unter den Gasanbietern für die Preisgestaltung?

Der Gasmarkt wurde ebenso wie der Strommarkt Ende der 1990er Jahre liberalisiert, was den Wettbewerb fördert. Tendenziell sind auch deshalb die Gaspreise in den letzten Jahren leicht gesunken. Die Verbraucher können im liberalisierten Gasmarkt sehr leicht den Anbieter wechseln, was sich deshalb lohnen kann, weil neue Gaslieferanten an neue Kunden die gesunkenen Einkaufspreise sofort weitergeben, während der vorherige Lieferant auf die vertraglich festgelegte Preisbindung (in der Regel für ein Jahr) pocht.

Vor allem kleine Anbieter zeigen sich bei ihrer Preisgestaltung sehr flexibel und locken mit günstigen Angeboten. Die Grundversorger hingegen und ebenso die großen Energieanbieter können sinkende Einkaufskosten nicht so stark an ihre Kunden weitergeben, weil sie insgesamt hohe Kosten durch Technik und Verwaltung haben.

Kunden können daher stets nach einem kleineren, flexiblen Anbieter suchen, sollten aber wegen des erhöhten Insolvenzrisikos an diesen keine Vorauszahlungen leisten. In jedem Fall lohnt sich der Online-Preisvergleich zwischen den Gasanbietern.

Titelbild © VolkerR – Panthermedia.net

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