Stromtarife: Vor- und Nachteile einzelner Tarife

Durch den liberalisierten Energiemarkt in Deutschland gibt es hierzulande inzwischen sehr viele Stromanbieter und eine große Zahl an Stromtarifen. Dazu gehören die Grundversorgung mit monatlicher Zahlweise und 14-tägiger Kündigungsfrist sowie neue Angebote in großer Bandbreite: Tarife mit Preisgarantie, Ökostromtarife, Pakettarife und auch günstige Tarife, die aber eine Vorauskasse verlangen. Schauen wir sie uns näher an.

Was bedeutet die Preisgarantie bei einem Stromtarif?

Die Preisgarantie schützt vor einer Strompreiserhöhung während der vereinbarten Laufzeit dieser Garantie, allerdings nicht immer uneingeschränkt. Es gibt nämlich solche Preisfixierungen in den drei Varianten einer Vollpreisgarantie, einer eingeschränkten Preisgarantie und einer sehr abgeschwächten Form der Energiepreisgarantie.

  • Vollpreisgarantie: Da der Stromtarif aus den verschiedenen Elementen des Verbrauchs- und des Grundpreises, der Netzentgelte, Abgaben und Steuern besteht, kann auch nur für einzelne Teile davon eine Preisgarantie gewährt werden. Nicht so bei der Vollpreisgarantie: Sie bedeutet, dass sich der gesamte Stromtarif nicht verändern wird – nicht einmal dann, wenn der Gesetzgeber die Steuern erhöht. Dieses Risiko trägt der Anbieter. Eine einzige Ausnahme gibt es: Sollte sich die Mehrwertsteuer erhöhen, legt sie der Anbieter auf den Kunden um. Das kommt allerdings sehr selten vor. Die Vollpreisgarantie ist für den Kunden sehr sicher, doch solche Tarife sind teurer als andere Varianten.
  • Preisgarantie mit Einschränkung: Diese Art der Preisgarantie wird am häufigsten angeboten. Stabil bleiben in diesem Fall der Verbrauchs- und Grundpreis sowie die Netzentgelte. Die staatlich festgelegten Preisbestandteile sind von der Garantie ausgeschlossen, also alle Steuern und Abgaben.
  • Energiepreisgarantie: Bei der sehr schwachen Form der Preisgarantie bleiben nur der Grund- und Verbrauchspreis garantiert stabil. Es ist durchaus mit einer Preiserhöhung zu rechnen, denn Netzentgelte und Abgaben erhöhen sich häufiger.

Was sind Pakettarife?

Ein Pakettarif ist nur dann zu empfehlen, wenn Sie Ihren eigenen Verbrauch sehr exakt einschätzen können und dieser in den letzten Jahren relativ stabil blieb. Sie melden dann dem Stromlieferanten diesen Verbrauch und wählen ein Paket in der Größenordnung Ihres Verbrauchs (bzw. ganz leicht darüber).

Bis zu dieser Größenordnung zahlen Sie einen vergleichsweise günstigen Einheitspreis unabhängig von Ihrem Verbrauch unterhalb der festgelegten Grenze. Sollten Sie die Grenze aber überschreiten, zahlen Sie für jede kWh mehr einen hohen Aufschlag. Für einen Minderverbrauch erhalten Sie keine Erstattung, Stromsparen lohnt sich also nicht. Pakettarife sind daher umstritten.

Stromtarife mit Vorauskasse

Einige Anbieter offerieren sehr günstige Tarife, wenn Sie Vorauskasse leisten. Manchmal sind das neu gegründete Unternehmen, die damit das Risiko der Erstinvestitionen auf ihre Kunden abwälzen. Die niedrigen Preise locken, doch bei einer Pleite des Anbieters erhalten Sie Ihre Vorauszahlung höchstwahrscheinlich nicht zurück.

Sollte ein großer, schon lange etablierter Energieanbieter so einen Tarif präsentieren, könnten Sie darüber nachdenken – doch auch eine lange Unternehmensgeschichte schützt nicht vor der Pleite! Allerdings eignen sich die Stromtarife mit Vorauskasse für Kunden mit einem negativen Schufaeintrag, die sonst Schwierigkeiten haben, einen günstigen Anbieter zu finden.

Vor- und Nachteile einzelner Tarife im Überblick

Preisgarantie

  • Vorteil: Preisstabilität
  • Nachteil: Kunde profitiert nicht von sinkenden Preisen

Pakettarif:

  • Vorteil: günstiger Paketpreis
  • Nachteile: sehr hohe Kosten für Mehrverbrauch, Stromsparen lohnt nicht

Tarif mit Vorauskasse

  • Vorteile: oft sehr günstig, geeignet bei negativer Schufa des Kunden
  • Nachteil: Insolvenzrisiko des Anbieters

Wärmepumpentarife

Mit der technischen Entwicklung der Energieversorgung sind auch neue Tarife entstanden, so der Wärmepumpentarif. Die Wärmepumpe nutzt die Energiedifferenz zwischen dem Grundwasser oder der Umgebungsluft und dem Gebäude aus. Technisch ausgereifte Wärmepumpen sind unter bestimmten Umwelt- und Investitionsbedingungen sehr effizient, allerdings ist immer der Einzelfall zu prüfen.

Der Betrieb erfolgt mit Strom, für den es spezielle, günstige Tarife gibt. Damit fördern auch die Anbieter den Einsatz von Wärmepumpen. Allerdings variieren diese Preise zwischen einzelnen Lieferanten sehr stark. Es gibt sogar Wohnorte, in denen andere Stromtarife günstiger sind. Daher ist unbedingt ein Vergleich von Wärmepumpenstrom erforderlich.

Nachtstromtarife

Da nachts generell weniger Strom verbraucht wird, die Kraftwerke ihre Leistung aber nicht unbegrenzt reduzieren können, wurden günstige Nachtstromtarife geschaffen. Diese sollen unter anderem dazu dienen, mit Nachtspeicheröfen den günstigen Nachtstrom für die ganztägige Wärmeversorgung zu nutzen.

Wer noch so einen Ofen hat und Nachtstromtarif beziehen möchte, benötigt hierfür einen Zweitarifzähler, um den Verbrauch tagsüber und nachts zu unterscheiden. Nachtstromtarife werden heute nicht mehr flächendeckend angeboten. Bei zunehmender Energieversorgung mit Solarstrom könnten sie vollkommen überflüssig werden, weil es den Strom aus Sonnenenergie ja nachts nicht gibt – was zum nächtlichen Minderverbrauch passt.

Der Einfluss der Smart Meter auf die Strompreise

Ein Smart Meter ist ein intelligenter Stromzähler. Er misst den Stromverbrauch in Echtzeit. Die Daten gehen online in kurzen Abständen an den Energieanbieter, ein üblicher Rhythmus sind fünfzehn Minuten. Es gibt dagegen allerdings Datenschutzbedenken. Ein Vorteil ist die deutlich höhere Genauigkeit der Verbrauchsmessung, die unter anderem Einsparpotenziale offenlegen kann und das jährliche Ablesen des Zählers überflüssig macht.

Die Smart Meter sind auf dem Vormarsch und sollen bis 2032 die herkömmlichen Stromzähler laut einer EU-Richtlinie ersetzen. Daher gibt es Energieversorger, die günstige Tarife für Haushalte mit einem Smart Meter anbieten. Die flächendeckende Ausstattung mit Smart Metern kann den Stromverbrauch nivellieren. Die Anbieter würden die Preise in Spitzenlastzeiten erhöhen und in Niedriglastzeiten senken, wie das jetzt schon nachts der Fall ist.

Die Verbraucher sehen durch das Smart Meter ebenfalls ihren aktuellen Verbrauch und sind dadurch motiviert, ihre Elektrogeräte nicht gerade in Spitzenlastzeiten einzuschalten. Für die Versorgung mit erneuerbaren Energien, die sehr unregelmäßig Strom liefern, sind die Smart Meter ein wichtiger Baustein – daher gibt es die betreffende EU-Richtlinie. Allerdings sind hierfür Investitionen erforderlich, welche die Verbraucher wenigstens teilweise mittragen werden.

Ist grüner Strom immer noch teurer?

Grundsätzlich ist er inzwischen günstiger als der Grundversorgungstarif. Im Detail hängen die Kosten von der konkreten Ausgestaltung des Tarifs ab – siehe oben. Außerdem sollten Interessenten an Ökostrom stets danach schauen, wer hier auf welche Weise ein Angebot als Ökostrom etikettiert.

Konventionelle Stromlieferanten kaufen RECS-Zertifikate und preisen ihren Kohlestrom als Ökostrom, weil sie mit den erworbenen Zertifikaten skandinavische Wasserkraftwerke unterstützen. Das ist umstritten. Es gibt jedoch Ökostrom, der wirklich aus reiner Sonnen- oder Windkraft stammt. Wie günstig oder teuer Ökostrom im Vergleich zu konventionellem Strom wirklich ist, zeigt der Strompreisvergleich.

Titelbild © handmadepictures – Panthermedia.net

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